American Express Platinum Card oder Revolut Ultra?

Amex Platinum oder Revolut Ultra?

Lange galt die American Express Platinum Card als das Nonplusultra im Bereich der High End Kreditkarten. Kaum eine Karte kommt mit so vielen Vorteilen und Benefits daher. Doch die Neobank Revolut fordert seit zwei Jahren den Platzhirschen mit seinem Revolut Ultra Konto heraus. Sind die Vorteile der Anbieter überhaupt vergleichbar – und wer hat die Nase vorn? Das klären wir in diesem Artikel.

American Express Platinum oder Revolut Ultra: die Details

Natürlich ist es nicht ganz einfach, eine Kreditkarte mit einem Konto zu vergleichen. Naturgemäß hat Revolut durch die Kontofunktion eine sehr viel breitere Basis an Transaktionsmöglichkeiten als American Express® das anbieten kann. Kostenlose unbegrenzte Auslandsüberweisungen, Aktienhandel, Kryptowährungen, Points Pocket, also quasi ein Tagesgeldkonto für RevPoints, Währungskonten – all das sind Vorteile, die American Express nicht bieten kann, weil sie eben "nur" eine Kreditkarte anbieten und kein Konto dazu. Deshalb kann eine Kombination aus Revolut Konto und American Express Kreditkarte auch durchaus eine Option für Meilensammler sein. Dazu später mehr.

Wir schauen uns in diesem Vergleich vor allem die beiden Karten mit ihren jeweiligen Vorteilen und Nachteilen an. Dabei vergleichen wir die beiden Treueprogramme, also das Membership Rewards® Programm von Amex mit den RevPoints von Revolut, die Möglichkeiten, Punkte zu sammeln, die Transferpartner und schließlich die Vorteile, die American Express Platinum Card und Revolut Ultra ihren Kunden anbieten.

Membership Rewards Punkte vs. RevPoints: Was ist wertvoller?

American Express und Revolut sind die einzigen Anbieter einer konvertierbaren Punktewährung, die man zu Vielfliegerprogrammen übertragen kann. Das macht sie für uns so attraktiv, weil man bei Einlösungen von Vielfliegermeilen den Wert der Einlösung ein Stück weit selbst in der Hand hat. Membership Rewards Punkte und RevPoints haben zunächst einmal die gleiche Sammelquote. In beiden Systemen bekommst du für einen ausgegebenen Euro einen Punkt. Bei Amex gilt das übrigens für alle Karten, bei Revolut hat nur das Ultra-Konto eine 1:1-Punkteausbeute. Bei American Express habt ihr aber die Chance, gegen ein vergleichsweise geringes Entgelt von 15 Euro im Jahr die Sammelratio mit dem Membership Rewards Turbo um 50% zu steigern. Damit haben wir bei Amex dann eine Sammelquote von 1,5 Punkten je ausgegebenem Euro. Klarer Vorteil für Amex.

Dafür werden bei Revolut auch halbe Punkte gutgeschrieben, man hat also keinen "Schnittverlust". Gibt man 4,50 Euro aus, bekommt ihr bei Amex vier Punkte bzw. mit aktiviertem Turbo sechs Punkte. Bei Revolut gibt es 4,5 Punkte. Darüber hinaus ist das Tauschverhältnis beim Transferieren der Punkte zu einem Vielfliegerprogramm bei Revolut stets 1:1, während ihr bei American Express Membership Rewards Punkte im Verhältnis von 5:4 und bei fünf Programmen (Etihad Guest, Asia Miles, Qatar Airways Privilege Club, Delta Skymiles und Krisflyer) sogar nur im Verhältnis 3:2 tauscht. 10 RevPoints werden also zu 10 Meilen, während 10 Membership Rewards nur 8 Meilen bzw. 6,66 Meilen bringen. Gehen wir dagegen von 10 ausgegebenen Euro aus, bekommt ihr bei Revolut 10 RevPoints und damit 10 Meilen, während ihr für die gleichen 10 Euro 15 Membership Rewards Punkte und damit 12 Meilen bekommt. Nur bei Etihad Guest, Asia Miles, Qatar Airways Privilege Club, Skymiles und Krisflyer würdet ihr die gleichen 10 Meilen bekommen wie bei Revolut.

Amex vs. Revolut: Die Transferpartner

Schauen wir uns als Nächstes die Transferpartner von Amex und Revolut an. Einige Vielfliegerprogramme sind Partner beider Kartenherausgeber, doch es gibt auch ein paar Unterschiede. Schauen wir uns zunächst einmal die Transferpartner von Amex an:

  • British Airways Club
  • Asia Miles
  • Delta Skymiles
  • Emirates Skywards
  • Etihad Guest
  • Flying Blue
  • Club Iberia Plus
  • Krisflyer
  • Qatar Airways Privilege Club
  • SAS Eurobonus

Revolut hat die folgenden Transferpartner:

  • Aer Lingus Aer Club
  • British Airways Club
  • Club Iberia Plus
  • Flying Blue
  • Finnair Plus
  • Qatar Airways Privilege Club
  • TAP Miles&Go
  • Turkish Airlines Miles&Smiles
  • Vueling Club

Wenn wir die ganzen Avios-Programme bei Revolut mal zusammenfassen, die wir durch den Intra-Avios-Transfer ja auch bei Amex bespielen können, haben wir noch Flying Blue, die auch Transferpartner von Amex sind, TAP Miles&Go und Turkish Airlines Miles&Smiles. Dem gegenüber stehen bei Amex Cathay, Etihad, Emirates, Delta, Krisflyer und Eurobonus. TAP ist im Großen und Ganzen wertlos, weil die Preise hier einfach viel zu hoch sind. Miles&Smiles war vor ein paar Jahren noch ein richtig heißer Tipp, doch Anfang 2024 wurde auch hier massiv entwertet, so dass der Wert des Programms als solches deutlich geschrumpft ist.

Zugegeben, auch die Amex Transferpartner Skymiles, Emirates, Etihad und auch Cathay sind in den letzten Jahren entwertet worden. Aber allein die Möglichkeit, so ein hervorragendes Bordprodukt wie die Etihad Appartments mit Meilen zu buchen, kann schon den Unterschied machen. Das Gleiche gilt bei Krisflyer mit den Singapore Airlines First Suites und galt zumindest bis vor kurzem auch für die Emirates First Class. Dem haben TAP & Turkish wenig entgegenzusetzen.

Vor allem aber auch die Tatsache, dass ihr Membership Rewards Punkte, die ihr zu British Airways transferiert, boostern könnt, während dies mit transferierten RevPoints nicht geht, ist ein klarer Punkt für Amex an der Stelle.

Membership Rewards Punkte oder RevPoints sammeln: Was ist leichter?

Beim Punktesammeln waren wir alle ein bisschen enttäuscht, weil wir gehofft hatten, dass Revolut vielleicht in Konkurrenz zu Amex gehen und mit hohem Willkommensbonus herausfordern würde. Tatsächlich sind die Möglichkeiten, Punkte zu sammeln und schnell größere Mengen davon anzuhäufen, überschaubar. Ein Willkommensbonus von 3000 Punkten, wenn man in den ersten 90 Tagen 150 Kartentransaktionen schafft, ist nett, aber auch eine ziemliche Herausforderung für eine vergleichsweise kleine Menge an Punkten. Ich habe mich nicht an den Selbstzahlerkassen im Supermarkt angestellt und jeden Artikel einzeln bezahlt, sondern habe auf die RevPoints einfach verzichtet.

Sehr innovativ ist dagegen das Wechselgeldsparen. Revolut rundet eure Kartentransaktion auf einen vollen Euro auf und verkauft euch für das Wechselgeld RevPoints zu zwei Cent pro Punkt. Kein guter Kurs, aber das Konto füllt sich deutlich schneller. Auch die bis zu 20fach Punkte bei wechselnden Partnern, die verdächtig an die Amex Offers erinnern, sind eine gute Sache.

Ein besonderes Angebot ist noch die Points Pocket, im Grunde genommen ein Tagesgeldkonto, bei dem euch die Zinsen in Punkten ausgezahlt werden. Auch hier müsst ihr leider sehr viel Geld beiseite legen, um relevante Mengen an Revpoints zu sammeln.

American Express Membership Rewards Punkte sammeln

Ehrlich gesagt, schmeißt auch Amex euch die Membership Rewards Punkte nicht hinterher. Das Punktesammeln kann auch mit aktiviertem Rewards Turbo eine zähe Angelegenheit sein, wenn man oft hohe fünfstellige Punktzahlen benötigt, um einen Oneway Business Class Flug auf der Langstrecke zu buchen. American Express lockt zwar mit einem hohen Willkommensbonus von bis zu 75.000 Membership Rewards Punkten, doch den gibt es grundsätzlich ja zunächst nur einmal. Natürlich kann man bei Kreditkarten von Amex auch wieder kündigen und nach 18 Monaten wieder mit einem Willkommensbonus neu beantragen, doch ist auch das sehr zäh und man sollte das Spiel natürlich auch nicht übertreiben, wenn man nicht irgendwann gar keine Karte mehr von Amex genehmigt bekommen will.

Das zweite, mächtige Instrument für schnelle Punktevermehrung bei Amex ist die Freundschaftswerbung. Bis zu 600.000 Membership Rewards Punkte könnt ihr im Jahr verdienen, wenn ihr die American Express Kreditkarten empfehlt. Das schaffen vermutlich nur die allerwenigsten, aber selbst wenn man nur zwei Freunden die Platinum Card empfohlen hat, kann man schon um bis zu 150.000 Punkte reicher sein.

Ein dritter kleiner Booster fürs Punktekonto können die Amex Offers sein. Leider gibt es nur vergleichsweise wenige Angebote mit einer Punktegutschrift statt der üblichen Gutschrift in Euro. Doch wenn die üblichen Verdächtigen, wie C&A oder die Deutsche Post mit ihren Offers kommen, dann kann man auch gleich eine Menge Punkte einsammeln.

Platinum Card oder Revolut Ultra: wer hat die attraktiveren Vorteile?

American Express mit seiner Platinum Card und Revolut mit seiner Ultra Card sind beide im Premium-Segment angesiedelt, was sich nicht zuletzt auch am Preis ablesen lässt. Die Platinum Card kostet in der privaten Version 720 Euro im Jahr, Revolut Ultra aktuell noch 600 Euro im Jahr. Diese Preise sind natürlich begründungsbedürftig und so haben beide Anbieter ihr Produkt mit einer Vielzahl an Vorteilen bestückt.

Amex hat eine jahrelange Expertise und setzt auf einen Mix aus unmittelbar geldwerten Vorteilen ("Guthaben") und einer beeindruckenden Auswahl an Vorteilen überwiegend aus dem Reisebereich. Bei Revolut gibt es keine Guthaben, aber eine Vielzahl an Abonnements für Dienstleistungen aus allen möglichen Lebensbereichen.

Bei Amex kann man sehr schön differenzieren zwischen den Guthaben, die also bares Geld wert sein können und die Jahresgebühr quasi direkt wieder absenken und den weiteren Vorteilen. Die Platinum Card hat 4 Guthaben:

  • Reiseguthaben: 200 Euro
  • Restaurantguthaben: 150 Euro
  • SIXT Ride Guthaben 8 x 25 Euro
  • Shopping Guthaben: 2 x 45 Euro

Jeder wird seine eigenen Favoriten unter den Guthaben haben. Ich persönlich nutze Reise- und Restaurantguthaben jedes Jahr, SIXT Ride und MR PORTER/NET-A-PORTER dagegen praktisch nie. Das wird bei anderen Karteninhabern anders aussehen. Das Entscheidende ist, dass diese Guthaben die Jahresgebühr unmittelbar wieder reduzieren, denn jeder, der eine solche Reisekreditkarte beantragt, verreist auch mindestens einmal im Jahr und geht wahrscheinlich ein, zwei Mal im Jahr essen. Es sind also Kosten, die ohnehin anfallen würden.

Revolut Ultra Vorteile

Dann hast du Vorteile wie den Loungezugang mit der The Global Lounge Collection, die zwei Priority Pässe enthält, die beide noch einen Gast mit in die Lounge bringen dürfen. Darüber hinaus gehören die eigenen Centurion Lounges oder Partnerschaften wie mit den Delta Clubs in den USA oder den Lufthansa Lounges weltweit zur Collection. Du hast Rabatte und Statusvorteile bei Condor Flügen, Status bei verschiedenen Hotelketten, zwei Hotelvorteilsprogramme, ein riesiges Reiseversicherungspaket u.v.m.

Bei Revolut ist der Wert der Vorteile viel schwerer zu bemessen. Hier sind die wichtigsten Vorteile, die mir Revolut in der App anbietet (auf der Webseite findet man teilweise andere Vorteile, die sich in der App nicht wiederfinden):

  • Loungezugang mit Dragon Pass (ein Pass, keine Begleitperson)
  • 3GB globales Datenvolumen im Monat
  • Financial Times Premium Digital Abo
  • Nord VPN mit 1TB Speicher
  • Uber One
  • Tinder Gold
  • Picsart
  • Perplexity Pro (KI-gestützte Suchmaschine, mit dem Pro Abo könnt ihr unbegrenzt viele komplexe Fragen stellen)
  • Freeletics (KI-gestützter Fitness-Coach)
  • Headspace (Meditative Schlafmusik, Sleepcasts etc.)
  • Headway (bietet Buchzusammenfassungen)
  • Sleepcycle (eine App, mit der ihr euren Schlafrhythmus analysieren und eure Schlafqualität verbessern könnt)
  • Class Pass (mit Class Pass hast du in 6 deutschen Großstädten Zugang zu ausgewählten Fitness-Studios, 20 Credits)
  • WeWork (Coworking Spaces in 5 deutschen Großstädten, 3 Credits pro Monat)
  • Chess.com Diamond (digitaler Schachspieltrainer)

Ab Uber One musste ich alle Vorteile googeln, weil ich von den Programmen schlicht noch nie gehört habe. Während bei American Express viele der Vorteile einen unmittelbaren Reisebezug haben, fehlt einem bei den Revolut Vorteilen so ein bisschen der rote Faden. Man kann sich nicht wirklich eine Zielgruppe vorstellen, die von genau dieser Auswahl angesprochen würde. Insofern ist es wohl nicht allzu verwegen anzunehmen, dass nur wenige Revolut Ultra Nutzer wirklich alle Vorteile nutzen. Ich nutze auch nicht alle Amex-Vorteile, aber die Chance ist angesichts einer irgendwie gemeinsamen Überschrift m.E. größer.

Der Dragon Pass ist sicher nützlich, aber der American Express Global Lounge Collection natürlich sowohl quantitativ (mehr Lounges und mehr Zugangsberechtigte) als auch qualitativ (Centurion oder Lufthansa Lounges) unterlegen. Die 3GB weltweites Datenvolumen sind sicherlich ein schöner Vorteil und wenn ich Nord VPN nicht schon hätte, wäre das für mich auch hilfreich, aber das war es dann auch schon für mich. Wie gesagt, jeder Jeck ist anders und für jeden kann die Kosten-Nutzen-Rechnung anders aussehen, aber gerade auch die Class Pass und We Work Vorteile, die auf einige wenige Städte begrenzt sind, sind schon sehr nischig.

Das Financial Times Digital Abo ist sicherlich wertvoll, wenn man denn täglich britische Wirtschaftsnachrichten lesen mag. Die Financial Times Deutschland ist ja nicht grundlos 2012 wieder eingestellt worden.

American Express Platinum Card oder Revolut Ultra: Fazit

Die Konto- und Geldverkehrsfunktionen bei Revolut sind schon große Klasse und da kann Amex natürlich nicht mithalten, weil sie keine Konten anbieten. Beim Vorteilsprogramm (Membership Rewards Punkte vs. RevPoints) hat Amex mit dem Rewards Turbo die bessere Punkteausbeute und unter dem Strich auch die attraktiveren Transferpartner. Bei den Vorteilen überzeugt Amex vor allem mit Guthaben, die die Jahresgebühr effektiv senken und einem stimmigen Vorteilspaket für Vielreisende. Bei Revolut wirken die Vorteile ein bisschen zusammengewürfelt.

Ich würde ein Revolut Konto im Metal Plan empfehlen und dazu die Platinum Card von Amex. Dann habt ihr praktisch alle Kontovorteile von Revolut und könnt im Ausland ohne Fremdwährungsgebühren zahlen, während sich die Platinum Card über die vielen Vorteile fast von selbst bezahlt.

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