Der bei Passagieren außerordentlich beliebte Flagcarrier Thailands, THAI Airways, steht kurz vor einer Großbestellung von 80 Dreamlinern bei Flugzeughersteller Boeing. Damit geht Konkurrent Airbus, dessen A350 ebenfalls eine Option gewesen wäre, wohl leer aus. Eine Bestellung solcher Dimensionen darf als ungewöhnlich gelten – befindet sich die hochverschuldete THAI Airways doch immer noch in Insolvenz.
Insolvente THAI Airways bestellt 80 Großraumflugzeuge
THAI Airways war wohl eine der populärsten Airlines, die im Zuge der Corona- Pandemie in Schieflage geraten sind und Insolvenz anmelden mussten. Tatsächlich war bei THAI allerdings nicht die Pandemie die Hauptursache, auch wenn Covid-19 die beliebte Urlaubsdestination in Südostasien besonders hart getroffen hatte. Doch den Großteil des Schuldenbergs des Star Alliance Gründungsmitglieds hatte die Airline schon vor Corona aufgebaut. Grund waren Missmanagement, zu viel Personal und eine uneinheitliche Flotte mit viel zu vielen verschiedenen Mustern, deren Betrieb enorm kostenintensiv war. Als Quasi- Staatsunternehmen hatte sich zudem über Jahrzehnte eine Kultur der Sorglosigkeit breitgemacht. Schließlich war die Gefahr Pleite zu gehen, mit dem Staat als Gesellschafter vergleichsweise gering.
Die Flotte wurde im Zuge des immer noch laufenden Insolvenzverfahrens durch Ausflottung harmonisiert. Doch die unerwartet schnelle Erholung des Flugverkehrs nach Ende der Pandemie hat THAI Airways nun in Schwierigkeiten gebracht. Die Airline kann derzeit bei weitem nicht so viele Destinationen bedienen, wie es Nachfrage gäbe. Um die Nachfrage besser bedienen zu können, hatte THAI schon im August verkündet, elf A350 zu leasen. In der aktuellen Langstreckenflotte überwiegt der A350 mit 17 Exemplaren im Flugbetrieb gegenüber sechs Dreamlinern der Baureihe B787-8 und zwei B787-9.
Die bevorstehende Entscheidung für den Großauftrag an Boeing und damit den Dreamliner kommt insofern durchaus überraschend. Zum einen eben, weil sich der A350 in der Flotte eigentlich etabliert hat, zum anderen weil die Finanzierung eines solchen Großauftrags noch ungewiss scheint. Zwar hat THAI Airways in den letzten vier Quartalen jeweils Gewinn erzielt und verfügte mit Stand 30.06.2023 über Barmittel von umgerechnet über 1,3 Milliarden Euro. Doch stammt dieses Geld überwiegend aus Verkäufen von Tafelsilber. Auch ist der Schuldenberg zwar geringer geworden, aber mit 6,21 Milliarden Euro immer noch gefährlich hoch. Die Entschuldung soll bis 2031 abgeschlossen werden. Ob dieses Ziel bei einer Großbestellung diesen Ausmaßes realistisch ist, ist angesichts der ungewissen Entwicklung der Luftfahrt und des Reisesektors in den kommenden Jahren, ungewiss.
THAI will 80 Dreamliner ordern – Konfiguration
Für Vielflieger und Meilensammler stellt sich die Frage, welche Auswirkungen eine solche Bestellung auf den zukünftigen Reisekomfort in den Premiumkabinen hätte. Hier sind die Unterschiede zwischen Dreamliner und A350 bei THAI allerdings eher gering. Beide Flugzeugtypen verfügen nicht über eine First Class. In der Business Class hat THAI in der älteren Baureihe B787-8 zwar noch eine wenig attraktive 2-2-2- Bestuhlung, doch man kann wohl annehmen, dass die neue Bestellung auch eher eine neuere Baureihe umfassen wird. In den zwei B787-9 hat THAI jedenfalls wie auch im A350 eine 1-2-1- Konfiguration in der Business Class.
Die Flugzeugbauer haben sich, wie üblich, nicht zu den laufenden Gesprächen mit THAI Airways geäußert. Auch über den finanziellen Umfang des geplanten Auftrags, der neben den 80 Großraumflugzeugen auch 15 kleinere Jets umfassen soll, ist nichts bekannt geworden.
Fazit
THAI Airways ist mit viel Schwung aus der Pandemie gekommen und hat im Moment nach Ausflottung der A380 und B747 Probleme, die Nachfrage nach Flügen ins Königreich zu bedienen. Mit 80 Dreamlinern plant man offenbar die größte Einzelbestellung aus dem asiatischen Raum seit Jahren.