Turkish Airlines hat ambitionierte Ziele ausgerufen. Bis zum Jubiläumsjahr der türkischen Nationalairline will man den Flottenbestand auf 800 Flugzeuge verdoppeln. Nun hat das Star Alliance Mitglied einen großen Schritt in diese Richtung unternommen und eine Mega- Bestellung beim europäischen Flugzeugbauer Airbus aufgegeben. Insgesamt 220 weitere Jets umfasst die Bestellung. Alles über die Wachstumspläne von Turkish Airlines erfahrt ihr in diesem Artikel.
Turkish Airlines bestellt 220 weitere Flugzeuge bei Airbus
220 Flugzeuge umfasst die neueste Bestellung von Turkish Airlines bei Airbus. Darunter befinden sich 150 Airbus A321neo und 70 Großraumflugzeuge des Typs A350. Die A350 splitten sich in 50 Jets des gängigsten Modells A350-900, 15 A350-1000 und 5 Frachtflugzeuge A350-F. Neben dieser festen Bestellung sichert sich die Airline Kaufrechte für weitere Flugzeuge: Neben 100 weiteren A321neo umfasst die Option den Kauf weiterer 15 A350-900 und weiterer fünf Frachtflugzeuge.
Mit dieser neuen Bestellung steigt das Auftragsvolumen beim europäischen Flugzeugbauer auf insgesamt 504 Flugzeuge, von denen 212 allerdings schon ausgeliefert sind.
Kapazitätssteigerung auf 170 Millionen Passagiere angepeilt
Mit der Flotte soll (und muss) natürlich auch die Kapazität gesteigert werden. Turkish Airlines plant mit einer Verdopplung des Passagieraufkommens bis 2033 bei einer jährlichen Steigerungsrate von 7%. Dann will die Airline DER globale Carrier mit 400 Destinationen sein. Das Streckennetz des Star Alliance Mitglieds sieht schon heute durchaus beeindruckend aus. Die neuen Routen nach Australien sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt. Insbesondere als Gateway to Africa hat sich Turkish Airlines längst etabliert. Doch auch sonst bietet der Carrier heute schon Verbindungen in mehr Länder weltweit an als jede andere Airline.
Turkish Airlines Wachstumpläne – ist das realistisch?
Eine Flotte innerhalb von zehn Jahren von 400 auf 800 Flugzeuge zu verdoppeln, ist schon ein Mammutprojekt. Dabei ist vor allem durch die Produktionskapazitäten der beiden großen Flugzeugbauer Airbus und Boeing limitiert, die den Markt weltweit immer noch weitgehend unter sich aufteilen. Aktuell ist es nicht so, dass die Flugzeugbauer in der Nase bohren vor Langeweile – im Gegenteil haben beide Firmen volle Auftragsbücher für die nächsten Jahre.
Bei Boeing kommen neben natürlich Engpässen auch noch selbstgemachte hinzu. Der Flugzeugbauer kämpft seit Jahren mit ernsten Qualitätsproblemen, die die Auslieferung von bestehenden Bestellungen bereits teilweise um Jahre verzögern. Man denke dabei nur an die Posse um die B777X oder den aktuellen Auslieferungsstopp für die Dreamliner. Vielleicht setzt Turkish Airlines auch deshalb aktuell vor allem auf Airbus, denen man pünktliche Lieferungen offenbar eher zutraut als der Konkurrenz aus Seattle.
Doch es sind am Ende nicht nur die Flugzeuge. Wenn man mit 800 statt 400 Flugzeugen fliegen will, benötigt man auch Infrastruktur und am Ende auch Personal. Die Infrastruktur am neuen Flughafen in Istanbul ist natürlich formidabel, doch neben den Abfluggates benötigt man z.B. auch eine Wartungsinfrastruktur.
Das größte Problem dürfte aber das nötige Personal werden. Insbesondere beim hoch spezialierten Flugpersonal dürfte es schwierig werden, den Bedarf, den man mit 400 zusätzlichen Flugzeugen schafft, auch zu bedienen. Ein neues Großraumflugzeug benötigt etwa ein Dutzend zusätzlicher Flugkapitäne – von der weiteren Crew in der Luft und am Boden ganz zu schweigen.
Last but not least: In zehn Jahren sind die Flugzeuge der Bestandsflotte ebenfalls zehn Jahre älter. Schon heute fliegen einige A330 und B777 bei Turkish Airlines praktisch auf der letzten Rille. Viele dieser Flugzeuge werden in den nächsten zehn Jahren ersetzt werden müssen. So wird der erforderliche Zukauf also höher ausfallen als "nur" 400 Maschinen.